Additionen
Erwerbungen 1990 - 2008
Zu den wichtigsten Aufgaben des Kunsthistorischen Museums zählt es, die bestehenden Sammlungen in bestmöglichem Zustand zu bewahren sowie sie planmäßig zu erweitern, wissenschaftlich zu erschließen und zu präsentieren und sie damit für zukünftige Generationen zu sichern. Als Sammlungs- und Bewahrungsort bedeutender Zeugnisse der europäischen Kultur erhält das Kunsthistorische Museum aus der Qualität, dem Anspruch und der Charakteristik einer über viele Jahrhunderte alten Sammlungsgeschichte ein unverwechselbares Profil.
Mit der Ausstellung „Additionen“ wird seit vielen Jahren erstmals wieder der Versuch unternommen, die über einen bestimmten Zeitraum, nämlich von 1990 bis 2008, erworbenen Sammlungsobjekte in zusammenhängender Form zu präsentieren. Zwei Zielsetzungen bestimmten dabei die Sammlungspolitik der letzten beiden Jahrzehnte: vorhandene Lücken in bestimmten Sammlungsbeständen zu schließen und den Sammlungsbestand dort zu erweitern, wo er sich durch besondere Dichte und Qualität auszeichnet. In fast allen Sammlungsbereichen, die in dieser Ausstellung präsentiert werden, gibt es für beide Seiten entsprechende Beispiele.
Die Ägyptisch-Orientalische Sammlung konnte um wichtige Neuerwerbungen aus der zweiten Hälfte der 18. Dynastie, der Vor-Amarnazeit und Amarnazeit, bereichert werden. Dazu gehört die einmalige Skulptur eines Sphinx Amenophis’ III. Der üppige Bestand an Sarkophagen, vor allem des Alten Reiches, aber auch des Neuen Reiches und der Spätzeit, wurde durch den Erwerb eines prächtig bemalten Kastensarges aus dem Mittleren Reich ergänzt. Alle diese Neuerwerbungen fügen sich in idealer Weise in die erst vor einigen Jahren neu aufgestellte ständige Schausammlung ein.
Von den zahlreichen Erwerbungen der Antikensammlung sind die Seitenlehne eines archaischen Thrones und ein prachtvoller apulischer Volutenkrater anzuführen, die das Erscheinungsbild der 2005 wiedereröffneten Antikensammlung in eindrucksvoller Weise ergänzen.
Die Neuerwerbungen der Kunstkammer reichen, beginnend mit einer byzantinischen Sardonyx-Schale über das Elfenbein-Figürchen einer knienden Stifterfigur aus dem 14. Jahrhundert, dem thronenden Christus als Weltenrichter aus dem 15. Jahrhundert, der Verspottung des Hiob des Meisters I. P. aus dem Jahre 1525 bis hin zum Ankauf bzw. der teilweisen Schenkung der bedeutenden Glas-Sammlung Rudolf von Strasser.
Zu den Ersterwerbungen in der Amtszeit von Wilfried Seipel zählte eine Collane eines Ritters des Ordens vom Goldenen Vlies ? ein Ankauf, der erstmals seit Jahrzehnten eine Erweiterung des ausgestellten Sammlungsbestandes der Schatzkammer bedeutete. Als letzte Erwerbung steht am Ende von Wilfried Seipels Amtszeit als Generaldirektor dieses Museums der Ankauf eines Kleinods des Ordens vom Goldenen Vlies, der nun ebenfalls die Schatzkammer um ein prachtvolles Objekt bereichert.
Zu den Neuerwerbungen der Gemäldegalerie zählen der eindrucksvolle Kaiserliche Waldspaziergang mit dem Neugebäude von Lucas van Valckenborch, Tarquinius und Lucretia von Hans von Aachen, ein prachtvolles Dessertstillleben mit Blumenstrauß von Georg Flegel, Nikolaus Knüpfers Krösus zeigt Solon seine Reichtümer, ein bereits früher in den kaiserlichen Sammlungen vorhandenes Gemälde von Franz Floris, Christus mit dem Kreuz, Kaspar van den Hoeckes Esther vor Ahasver und ein Selbstporträt Johann Gottfried Auerbachs.
Mit über 70.000 Neuzugängen waren die Neuerwerbungen des Münzkabinetts des Kunsthistorischen Museums im betreffenden Zeitraum die bedeutendsten seit der Übernahme der kaiserlichen Sammlungen in das Eigentum der Republik. Rund 50.000 römische Fundmünzen und unzählige Keltenprägungen aus Österreich runden das Bild der Austria Romana in entscheidender Weise ab. Die mit Hilfe der Freunde des Kunsthistorischen Museums erworbene Sammlung Fried zählt auf dem Gebiet des Mittelalters mit über 2.200 Münzen zu den wichtigsten Erwerbungen in der Geschichte des Münzkabinetts seit 1929.
Dank der großzügigen Widmung von Evelyn und Herbert Axelrod konnte der umfangreiche Bestand von Saiteninstrumenten der Sammlung alter Musikinstrumente um eine Violine und eine Viola von Jacob Stainer sowie um ein Violoncello von Giovanni Battista Grancino aus dem Jahre 1699 erweitert werden. Besondere Glücksfälle stellen auch die Erwerbungen einer Violine aus dem Besitz Leopold Mozarts und einer Violine aus dem Besitz von Josef Schrammel dar.
Aus dem Bereich der Hofjagd- und Rüstkammer seien die Turnierverstärkungen aus der Rosenblatt-Garnitur Kaiser Maximilians II. angeführt, die ebenfalls mit Hilfe der Freunde des Kunsthistorischen Museums erworben werden konnten.
Auch die Wagenburg und das Monturdepot haben bedeutende Neuzugänge zu verzeichnen. Erwähnt seien neben Gemälden und Graphiken ein Tragsessel aus dem Besitz der Fürsten Kinsky aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts sowie zahlreiche Hofkleider, Uniformen und Festkleider.
Die Bibliothek hat ihren Bestand an Druckgraphik und bibliophilen Kostbarkeiten um eine bedeutende Skizze von Hans Makart erweitert, die für die Erforschung der Innenausstattung des Prunkbaus von Semper und Hasenauer von Bedeutung ist.
Das Archiv konnte sich 2008 über den Erwerb eines umfangreichen Konvolutes von Dokumenten aus dem Nachlass des ehemaligen Direktors der Gemäldegalerie Gustav Glück freuen. Sein Briefwechsel mit bedeutenden Kunsthistorikern und Zeitgenossen aus dem Zeitraum von 1890 bis 1952 stellt eine wichtige Quelle für die Hausgeschichte des Kunsthistorischen Museums dar.
Information
22. Juni 2008
bis 2. November 2008