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Untersuchung und Restaurierung von Korrosionsschäden an geprägten Goldmünzen und -medaillen

In Zusammenarbeit mit der Münze Österreich AG und unter Einsatz einer Reihe von modernen analytischen Methoden wurde das Phänomen der „Braune-Flecken-Korrosion“, kurz „Goldrost“ genannt, an Goldmünzen und -medaillen des Münzkabinetts des Kunsthistorischen Museums untersucht. Betroffen sind davon „österreichische“ Goldmünzen aller Goldnominalien, die zwischen 1790 und 1938 geprägt wurden, sowie eine Anzahl von Medaillen der habsburgischen Medaillenreihe aus dem Zeitraum 1738 bis 1879.

An den 401 ausgewählten Stücken wurden zunächst die Ausprägung und Häufigkeit der braunen Flecken lichtmikroskopisch dokumentiert und an einem Teil der Objekte weiterführende Untersuchungen mittels Rasterelektronenmikroskopie (REM), Ultraschallmikroskopie und elektrochemischen Methoden durchgeführt. Die Ergebnisse zeigten, dass es sich bei den braunen Flecken durchgehend um eingeschlossene Silber- bzw. Silber-Kupfer-Partikel handelt, die im Laufe der Zeit durch schwefelhaltige Luftschadstoffe zu Silber- bzw. Kupfersulfid oxidiert sind.

Zur Klärung der Ursache des Phänomens wurden Versuchsdukaten, die bewusst eingebrachte Silber- bzw. Silber-Kupfer-Verunreinigungen enthielten, geprägt. Diese Versuchsdukaten wurden sowohl in den historischen (Eichen-)Holzkästen des Münzkabinetts gelagert als auch künstlich über Kaliumpolysulfid (K2Sx) korrodiert. In beiden Fällen zeigten sie ein den Originalstücken vergleichbares Korrosionsphänomen und bestätigten damit die in der historischen Literatur zur Münzherstellung im relevanten Zeitraum bereits dokumentierte Verunreinigung des Münzmetalls durch die parallele Verarbeitung von Silber und Gold in den betrachteten Münzstätten. Sie dienten somit als Versuchs- und Vergleichsstücke für weitere Analysen, insbesondere für die in Kooperation mit der Technischen Universität Wien durchgeführten Untersuchungen mit Sekundärionen-Massenspektrometrie (SIMS). Diese bestätigten schließlich das Vorliegen von dünnen (bis zu 100 nm dicken), hauptsächlich aus Silbersulfid bestehenden Schichten an den Oberflächen der Fremdeinschlüsse.


Sovrano, 1837, Venedig, mit Braune-Flecken-Korrosion
Maria Theresia Medaille, 1773, mit Braune-Flecken-Korrosion
Versuchsdukat mit korrodierten Silbereinschlüssen
 

Publikationen

  • K. E. Mayerhofer, K. Piplits, R. Traum, M. Griesser, H. Hutter, „Investigations of corrosion phenomena on gold coins with SIMS“, Applied Surface Science, 252 (2005) 133-138
  • M. Griesser, R. Traum, K. E. Mayerhofer, K. Piplits, R. Denk, H. Winter, „Brown spot corrosion on historic gold coins and medals”, in: Proceedings of the 18th International Conference on Surface Modification Technologies (SMT 18), Dijon, France, 15th-17th November 2004, Surface Engineering, Vol. 21, No. 5-6 (2005) 385-392
  • Technologische Studien Kunsthistorisches Museum. Korrosion an Goldmünzen und Medaillen. Sonderband Numismatik, Vol. 3 (2006) 106-153

Information

Projektleitung
Dr. Martina Grießer

Projektmitarbeit
René Traum,
Dr. Roswitha Denk,
Dr. Heinz Winter,
Dr. Monika Griebl

Kooperationspartner
Mag. Liane Rupprecht (Münze Österreich),
Dr. Karl Emanuel Mayerhofer,
Kurt Piplits (beide TU Wien),
Uwe Breuer (Forschungszentrum Jülich)

Finanzierung
Jubiläumsfonds der OeNB Projekt Nr. 9117

Projektdauer
abgeschlossen

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