um 1605
Die Krone erinnert an eine kurze historische Episode. Gegenreformatorische Maßnahmen Rudolfs II. veranlassten die lutherischen Bergstädte Oberungarns zum Widerstand. Stefan Bocskai (1557-1606) setzte sich an die Spitze der Aufständischen; er ließ sich 1605 zum Fürsten von Siebenbürgen wählen und nach Erfolgen gegen das kaiserliche Heer unter General Basta auch zum Fürsten von Ungarn machen. Auf sein Gesuch hin anerkannte ihn Sultan Ahmed, der sich mit dem Kaiser im Krieg befand, als König von Ungarn und ließ ihn durch Großvesir Lala Mehmed Pascha am 11. November 1605 auf dem Rákos-Feld bei Pest mit dieser Krone feierlich krönen. Dadurch begründete der Sultan seinerseits eine türkische Oberhoheit. Nachträglich erklärte Bocskai mit Rücksicht auf den Kaiser, die Krone nicht als Zeichen der Königswürde, sondern nur als türkisches Geschenk anzusehen. Die Friedensschlüsse von Wien mit den Ungarn im Juni 1606 und der von Zsitva Torok mit den Türken im November bereinigten die Situation. Ende Dezember starb Bocskai. 1608 wurde Erzherzog Matthias zum ungarischen König gekrönt, und im November 1609 beschloss der ungarische Landtag, ihm die Krone zu übergeben. Der Palatin Georg Thurzo brachte sie 1610 nach Wien. Seither wird sie in der Schatzkammer verwahrt. Die Krone besteht aus einem Kronreif mit Lilienaufsatz und einer geschlossenen Haube. Die beiden Teile sind mit Golddraht zusammengeheftet. Die Stirnlilie, die durch einen dreieckigen Smaragd hervorgehoben ist, trägt ein griechisches Kreuz. Die Türken hatten keine Tradition des Tragens von Kronen. Die Form der Krone lehnt sich daher an ostkirchliche Bischofshauben aus Metall an, die ihrerseits vom byzantinischen Kamelaukion (geschlossene byzantinische Kaiserkrone) herrühren. Das Futteral der Krone (Inv.-Nr. SK_WS_XIV_184) ist mit einem kostbaren persischen Seidenstoff überzogen, der die Künstlersignatur "Mu'min" trägt und vom Hof Schah Abbas des Großen in Isfahan stammt.
Insigne; Krone
Türkisch
um 1605
Gold, Rubine, Spinelle, Samragde, Türkise, Perlen, Seide
23,2 cm × 22 cm, 1757 g
Kunsthistorisches Museum Wien, Weltliche Schatzkammer
Schatzkammer, WS XIV 25
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