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Kaiser Maximilian I.

Kein anderes der zahlreichen Porträts Kaiser Maximilians I. (1459 – 1519) hat die Vorstellungen vom Aussehen des populären Monarchen nachhaltiger geprägt als dieses repräsentative Halbfigurenbild Dürers, das aus dem Todesjahr des Dargestellten datiert. Vorausgegangen war dem Werk ein Zusammentreffen des Künstlers mit Maximilian im Juni 1518 auf dem Reichstag in Augsburg, und zwar „hoch oben awff der pfaltz in seinem kleinen stüble“, wie Dürer auf einer bei dieser Gelegenheit entstandenen Porträtstudie vermerkte. Diese Zeichnung (Wien, Albertina) diente Dürer nicht nur als Grundlage für die vorliegende Holztafel, sondern auch für ein etwas größeres, undatiertes Leinwandgemälde (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum) sowie für einen Holzschnitt, der ebenfalls keine Jahresangabe trägt. Für diese drei Werke pauste der Künstler die Gesichtszüge von der Zeichnung ab, weshalb alle Köpfe größengleich sind. Diese Eigenschaft weist selbst noch ein Maximiliansporträt aus der Nachfolge Dürers in Wien (GG 880) auf, das zumeist als Pasticcio nach den beiden Gemäldefassungen gilt, vielleicht aber auch ein verlorenes Original Dürers überliefert. Unklar ist, ob dieses Pausverfahren lediglich arbeitsökonomischen Zwecken diente oder ob Dürer auf diese Weise die Züge des bewunderten Herrschers, der zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr lebte (Maximilian starb bereits am 19. Januar 1519), in größtmöglicher physiognomischer Treue wiedergeben wollte. Ohnehin darf im Tod des Kaisers der eigentliche Anlass für diese Porträts, sowohl für die gemalten als auch für die zur Vervielfältigung bestimmten, gesucht werden. Die Inschriften auf den Gemälden erwähnen den Tod explizit; auf dem Holzschnitt klingt er zudem in der Anrede „Divus“ (göttlich) an, die im alten Rom nur verstorbenen Kaisern zukam. Die Nürnberger Fassung gilt zumeist als „modello“ für das Wiener Gemälde, da sie nicht signiert ist, auf ungrundierter Leinwand ausgeführt wurde und zudem eine aufgeklebte Inschrift trägt. Diese war in Deutsch abgefasst, die annähernd gleichlautende auf unserem Gemälde erscheint hingegen in Latein. Eine weitere wichtige, wohl ebenfalls vom unbekannten Auftraggeber geforderte Abänderung betrifft die Kette des Ordens vom Goldenen Vlies, die der Kaiser auf der Nürnberger Version trägt, auf unserem Bild dagegen nicht. Offenbar wurde ihre doppelte Existenz – sie rahmt ein zweites Mal das kaiserliche Wappen mit dem Doppeladler – als störend empfunden. Insgesamt treten im Wiener Bild solch nobilitierende Elemente zurück, kommt der Rang des Dargestellten, der in bürgerlicher Kleidung vor uns steht, fast einzig in der hoheitsvollen Erscheinung zum Ausdruck. Zudem hält Maximilian auf beiden Gemälden anstelle des Reichsapfels einen Granatapfel, dessen Bedeutung vielschichtig zu sein scheint. Einer alten Überlieferung zufolge soll die Frucht an die 1492 erfolgte Eroberung Granadas durch Ferdinand von Aragon, den Schwiegervater seines Sohnes Philipp, erinnern, zum anderen fügt sie sich als Symbol des Mottos „Mehr sein als scheinen“ hervorragend in den Kontext des Bildes ein.Guido Messling [26.6.2017]

Titel:
Kaiser Maximilian I.

Künstler/in:
Albrecht Dürer (1471 Nürnberg - 1528 Nürnberg)

Zeit:
1519 datiert

Objektbezeichnung:
Gemälde

Kultur:
Deutsch

Künstler/in:
Albrecht Dürer (1471 Nürnberg - 1528 Nürnberg)

Material/Technik:
Lindenholz

Maße:
Bildmaß: 74 × 62 × 2 cm
Rahmenmaße: 92,6 × 79,6 × 9,5 cm

Signatur:
Bez. rechts oben mit dem Monogramm; dat. 1519

Beschriftung:
links oben der kaiserliche Wappenschild, von der Kette des goldenen Vlieses umgeben; rechts davon die Inschrift: POTENTISSIMVS . MAXIMVS . ET . INVICTISSIMVS . CÆSAR . MAXIMILIANVS / QVI . CVNCTOS . SVI . TEMPORIS . REGES . ET . PRINCIPES . IVSTICIA . PRVDENCIA / MAGNANIMITATE . LIBERALITATE PRÆCIPVE . VERO . BELLICA . LAVDE . ET / ANIMI . FORTITVDINE . SVPERAVIT . NATVS . EST . ANNO . SALVTIS . HVMANÆ / .M.CCCC.LIX. DIE . MARCII . IX . VIXIT . ANNOS . LIX . MENSES . IX . DIES . XXV / DECESSIT . VERO . ANNO .M.D.XIX. MENSIS . IANVARII . DIE . XII . QVEM . DEVS / OPT . MAX . IN . NVMERVM . VIVENCIVM . REFERRE . VELIT ."

Bildrecht:
Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie

Inv. Nr.:
Gemäldegalerie, 825

Provenienz:
1783 in der Galerie nachweisbar

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