1811 datiert, Künstler/in: Pierre-Paul Prud´hon
Die Wiege war ein Geschenk der Stadt Paris an Napoleon und seine zweite Frau Marie Louise anlässlich der Geburt ihres Sohnes Napoleon Franz Karl am 20. März 1811. Um an die Tradition des Heiligen Römischen Reiches anzuknüpfen, verlieh der Vater dem Neugeborenen sofort den Titel eines "Königs von Rom", weshalb die Wiege prächtig wie ein Thron zu sein hatte. Als Zeremonialmöbel stand sie auf einem Podest unter einem Baldachin in den Tuilerien, während für den täglichen Gebrauch eine wesentlich schlichtere Wiege aus Maserholz (Louvre) diente. In verschwenderischer Fülle wurden etwa 280 kg Silber für das Thronbettchen verarbeitet. Reiche Symbolik betont in jedem Detail die staatspolitische Bedeutung, die man der Geburt des Thronerben zumaß. Füllhörner als Symbol des Wohlstandes sowie die Genien von Gerechtigkeit und Stärke tragen den Wiegenkorb, der mit zahllosen Bienen geschmückt ist. Napoleon hatte die Biene (nach dem Vorbild der im Grab des Merowingerkönigs Childerich gefundenen goldenen Zikaden) anstelle der bourbonischen Lilie als Emblem angenommen. Am Fußende des Korbes sitzt ein kleiner Adler (aiglon - wie der Prinz auch genannt wurde) und versucht, dem aus dem Sternenkranz herausragenden Stern mit dem Monogramm Napoleons entgegenzufliegen. Dieser Sternenkranz liegt über dem kaiserlichen Lorbeerkranz, den die Personifikation von Ruhm und Sieg, über der Rücknische schwebend, emporhält. Die mit Bienen bestickte Tülldecke ist noch in Fragmenten im Original erhalten. Marie Louise hat das Prunkmöbel nach dem Sturz ihres Gemahls 1814 bei ihrer Rückkehr nach Wien mitgebracht. 1832, nach dem Tode des ehemaligen Königs von Rom (nun Herzog von Reichstadt), gelangte die Wiege in die Schatzkammer.
Möbel; Wiegenbett
Paris
1811 datiert
Pierre-Paul Prud´hon (1758 - 1823) - GND
Henri-Victor Roguier (1758 Besançon - nach 1830) - GND
Jean-Baptiste-Claude Odiot (1763 - 1850) - GND
Pierre-Philippe Thomire (1751 - 1843) - GND
Silber, vergoldet, Gold, Perlmutter, Samt (auf Kupferplatten aufgezogen), Seide und Tüll mit Gold- und Silberstickereien
H. 216 cm
Odiot et Thomire; Thomire et Odiot
"OFFERT PAR LA VILLE DE PARIS L´AN 1811"
Kunsthistorisches Museum Wien, Weltliche Schatzkammer
Schatzkammer, WS XIV 28
Permalink (zitierbarer Link) zu dieser Seite: www.khm.at/de/object/100664/
Viele unserer Objekte sind auf der Suche nach Paten. Mit einer Kunstpatenschaft tragen Sie dazu bei, die Schätze der Kunstgeschichte für die Zukunft zu bewahren.
Als Kunstpate fördern Sie mit Ihrer Spende direkt und nachhaltig die wissenschaftliche Dokumentation, Erforschung, Restaurierung und Präsentation der Kunstbestände des Kunsthistorischen Museums Wien.