ca. 1330-1340 (Helm) und 15. Jahrhundert (Helmzier), Besitzer/in: Albert von Prankh
Dieser Helm stammt aus der Kirche des ehemaligen Augustiner-Chorherrenstiftes (und heutigen Benediktinerklosters) Seckau in der Steiermark. Er wurde 1877 von seinem Platz hoch oben im südlichen Seitenschiff der Kirche abgenommen. Er hatte sich dort unterhalb zweier Totenschilde der Familie Prankh befunden. 1878 kam er als Geschenk des Fürstbischofs von Seckau, Johann Baptist Zwerger, in die kaiserlichen Sammlungen nach Wien.
Der Helm aus Seckau entstand wohl um 1330, wie ein Vergleich mit den anderen erhaltenen Helmen dieses Typs vermuten lässt. Er besteht aus zwei Front- und zwei Nackenplatten sowie einer flachrunden, mit Löchern versehenen Scheitelplatte. Das Gesichtsfeld ist links und zum Teil auch rechts durch eine mit Filz hinterlegte Platte verstärkt. Diese Verstärkung deutet darauf hin, dass der Helm auf dem Turnierplatz, nicht auf dem Schlachtfeld, seine Verwendung gefunden hat. Er dürfte im sogenannten Turney, dem ritterlichen Gruppenkampf mit Lanze, Schwert und Kolben, zum Einsatz gekommen sein, da sich auf allen Seiten die Spuren von Einschlägen gegnerischer Waffen finden. Beim Zweikampf mit Lanzen wären diese eher nur vorne und an seiner linken Seite nachzuweisen.
Der Helm stammt wohl aus dem Besitz von Albert von Prankh, der im mittleren 14. Jahrhundert nachweisbar ist. Alberts Siegel, etwa jenes auf einer Urkunde von 1353, zeigt zwei Hörner mit Kämmen, die jenen des Zimiers dieses Helmes gleichen. Dasselbe Zeichen ziert jedoch auch die Siegel weiterer Mitglieder der Familie Prankh aus dem späteren 14. und dem 15. Jahrhundert.
Mittelalterliche Helme sind nur in Ausnahmen mit Zimier erhalten. Das berühmteste Beispiel ist jener des Schwarzen Prinzen, Edward of Woodstock, Prinz of Wales in der Kathedrale von Canterbury. Helmzierden waren im frühen 13. Jahrhundert als heraldisches Zeichen aufgekommen, dienten im späteren Mittelalter aber vor allem als fantasievoller Schmuck für den Turnierkampf.
Helm
Norditalien/Süddeutschland/Österreich
ca. 1330-1340 (Helm) und 15. Jahrhundert (Helmzier)
Albert von Prankh (um 1350)
Helm: Eisen, geschmiedet, aus Einzelteilen gebaut. Farbreste. Textil: Filz. Helmzier: Leder. Textil: Leinen. Kreidegrund, blattvergoldet und – versilbert. Lasur.
H inklusive Zimier: H 76 cm x B 24,2 cm x T 31 cm
B gesamt inkl. Zimier 40 cm
Gewicht Zimier: 1,01kg
Gewicht Helm: 5,2kg
Gesamtgewicht: 6,21kg
keine
keine
keine
Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer
Hofjagd- und Rüstkammer, B 74
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