Falknertasche, Jagdtasche
Taschen dieser Art dienten Falknern während der Jagd zur Verwahrung der sogenannten Atzung (Futter und Belohnungsstücke, meist kleine Fleischstücke) für den Vogel. Auch die Jagdbeute konnte darin Platz finden. Der Falkner trug diese Tasche während der Jagd stets bei sich, um das Futter für den Falken immer bei der Hand zu haben. Sie war mit einem Gurt um die Schulter gelegt oder seltener am Gürtel befestigt. Die Öffnung der Tasche war zumeist durch eine ausgeklügelte Schnürung zu verschließen, die der Falkner auch mit nur einer Hand (auf der anderen saß der Falke) leicht öffnen konnte.
Die Form der Falknertasche hat sich über die Jahrhunderte im Prinzip nur wenig verändert. Schon im 15. Jahrhundert ist der auch hier zu erkennende trapezförmige Schnitt der Beutel nachweisbar, wie dies etwa die frühe Jagdtasche der Wiener Sammlung (vgl. Nr. 6) belegt. Auch die Falkner im Triumphzug Kaiser Maximilians I. (Hans Burgkmair d. Ä., Erstausgabe 1526) tragen Taschen, die ihrer Form nach der vorliegenden gleichen.
Die Falkenjagd war eine explizit noble Form der Jagd. Die Utensilien der Falknerei wie die Falknertasche waren daher nicht selten aufwendig gestaltete modische Accessoires. Die vorliegende Jagdtasche ist eine wohl italienische Arbeit des frühen 17. Jahrhunderts. Ihre beiden Beutel bestehen aus blauer Seide, deren Außenseiten mit Mauresken in Soutache-Technik (Besatz mit gewebten Bordüren) verziert sind. Der Trag- und Verschlussbügel ist mit goldtauschierten Blattranken auf gebläutem Grund dekoriert.
Die Hofjagd- und Rüstkammer besitzt noch eine Reihe weiterer luxuriöser Falkner- und Jagdtaschen des 17. und 18. Jahrhunderts. Dazu zählt etwa das aus rosa Seide mit Silberstickerei gefertigte Falkenmeisterzeug von Christoph Wilhelm Graf Thürheim, des oberösterreichischen Erblandfalkenmeisters (Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer, Inv.-Nr. A 2289). Thürheim trug es bei der aufwendig inszenierten Erbhuldigung der oberösterreichischen Landstände für Kaiser Karl VI., die im September 1732 in Linz stattfand.
Titel:
Falknertasche, Jagdtasche
Zeit:
Frühes 17. Jahrhundert
Objektbezeichnung:
Falkenzeug Jagdgerät
Kultur:
Wohl italienisch
Material/Technik:
Seide, bestickt mit Silberlahn (Soutache). Netz: Seide, Silberlahn, Goldlahn. Eisen, teils gebläut, teils mit Gold tauschiert.
Maße:
L 45 cm x B 54 cm x T 13 cm
Bildrecht:
Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer
Inv. Nr.:
Hofjagd- und Rüstkammer, D 258