um 1557
Die Maskenvisiere - in zeitgenössischen Turnierbeschreibungen werden sie auch "Larffen" genannt - waren wichtige Requisiten für das sog. "husarische" bzw. "ungarische" Turnier. Bei diesen Verkleidungs- bzw. Maskenturnieren stand eine Partei in Husaren-Aufmachung einer anderen als Osmanen und Mohren verkleideten gegenüber. Die Husaren, eine ungarische Elite-Einheit des Reichsheeres, waren als Verteidiger des Reiches im Osten gegen die Osmanen anerkannt; sie traten in den ungarischen Farben Rot-Weiß-Grün auf und trugen ungarische Säbel, lange Sporen, Flügeltartschen sowie die langen, hohlen Reiterspieße der osteuropäischen oder türkischen Lanzenreiter, so genannte "Copi". Erzherzog Ferdinand II. veranstaltete in der Zeit seiner Statthalterschaft in Böhmen (1547-1564) zahlreiche husarische Turniere, die vor dem realpolitischen Hintergrund der aus dem Osten drohenden Türkengefahr als Mittel der politischen Propaganda dienten. Verstärkt wurde diese Aussage durch die "visuelle Imagination" mittels Maskierung und Verkleidung. Die aus Eisen gefertigten und mit Ölfarbe bemalten Wechselvisiere imitierten die Physiognomie der "Mohren" und "Husaren" beim Turnier. Ausgeschnittene Augenbrauen dienten als Sehschlitze, die gemalten Augen der Masken sind mit Luftlöchern versehen. Ein angenietetes Lederband oberhalb der Mundöffnung war zur Anbringung des charakteristischen langen Schnauzbartes der Husaren gedacht; er besteht hier aus Rosshaaren. Seitlich und oben sind Reste von angenieteten Lederschlaufen erhalten, an denen Helm, Turban oder der "ungarische hut" befestigt werden konnte. Angefertigt wurden die Masken in der Prager Hofplattnerei Erzherzog Ferdinands II., der übrigens selbst bei Turnieren häufig in der Rolle des Husaren aufgetreten ist.
Mohren- und Husarenmasken
Prager Hofplattnerei
um 1557
Eisen, Leder, Rosshaar
H. 29 cm, B. 22 cm, T. 23 cm
Schloss Ambras Innsbruck
Schloss Ambras Innsbruck, WA 248 und WA 284
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