1677-1679, Künstler/in: Philipp Küsel
In Erfüllung eines Gelübdes angesichts der Bedrohung Wiens durch die schwedischen Truppen im Dreißigjährigen Krieg ließ Kaiser Ferdinand III. Am Hof in Wien eine Mariensäule errichten. Die nach Münchner Vorbild von Johann Jakob Pock ausgeführte Säule wurde 1647 eingeweiht. Der Sohn Ferdinands, Kaiser Leopold I., schenkte siebzehn Jahre später die Marmorsäule dem Hofkammerpräsidenten Georg Ludwig Graf von Sinzendorf, der die Säule nach Wernstein am Inn (OÖ) verschiffen und dort aufstellen ließ. Leopold veranlasste ferner die Errichtung einer neuen Mariensäule Am Hof. Diese wurde nach Entwürfen von Lodovico Ottavio Burnacini von Balthasar II. von Herold in Bronze gegossen, den Unterbau fertigten Carlo Martino Carlone und Carlo Carnevale; die Einweihung erfolgte 1667. Als Zeichen seiner ausgeprägten Marienfrömmigkeit ließ der Kaiser diese Schöpfung auch als monumentale und mit reichem Edelsteinbesatz und Emails verzierte Goldschmiedearbeit für seine Schatzkammer ausführen. Das Denkmal steht auf einer quadratischen Grundfläche, die von vier Löwen getragen wird. Wie bei seinem Vorbild erhebt sich über Stufen eine Balustrade. Auf den Ecksockeln stehen Rauchfass schwingende Putti, auf den mittleren Sockeln befinden sich gegenreformatorische Heilige. Aus der umzäunten Mitte steigt ein Sockel mit verkröpften Eckpfeilern auf. Darauf stehen vier geharnischte Putti, die jeweils die zu ihren Füßen liegenden Gegner - Schlange, Drache, Basilisk und Löwe - bekämpfen. Hier manifestiert sich in allegorischer Form der Kampf gegen Pest, Krieg, Hunger und Ketzerei. Zwischen den Putti steigt eine Säule empor, auf deren Kapitell Maria steht. Zu ihren Füßen liegt ein von einem Pfeil durchbohrter Drache. Die unbefleckt empfangene Jungfrau wird so zur Bezwingerin des Satans, das katholische Prinzip siegt über die Feinde der Kirche. Dass die außergewöhnliche Goldschmiedearbeit am kaiserlichen Hof nicht nur als religiöses Repräsentationsobjekt, sondern auch als besonderes Kunstkammerstück geschätzt wurde, wird daran erkennbar, dass sie, aus der "kleinen geheimen Schatzkammer" stammend, abwechselnd in der Weltlichen und in der Geistlichen Schatzkammer Aufstellung fand.
Andachtsbild
Augsburg
1677-1679
Philipp Küsel (1642 Augsburg - 1700 Augsburg)
Silber, vergoldet, Eisenkern, Emailmalerei, Smaragde, Rubine, Amethyste, Granate, Türkise, grüne Chrysolite, Perlen
H. 129 cm
Augsburger Pyr (SEL 125); PK (SEL 1692, neue Marke)
Seling 2007: MZ 1692d, BZ 0770
Kunsthistorisches Museum Wien, Kunstkammer
Kunstkammer, 882
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