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Ein Experiment zur römischen Falschmünzertechnik

Matthias Pfisterer und René Traum

Avers eines außergewöhnlich gut erhaltenen subferraten Sestertius
Revers derselben Münze. Genauso wie auf dem Avers ist gut der korrodierte Eisenkern zu erkennen

Zusammenfassung

Seit der Erfindung des Geldes im 7. Jahrhundert v. Chr. gibt es Nachahmungen und Fälschungen. Meist handelt es sich bei ihnen um Edelmetallmünzen mit einem unedlen Kern oder Münzen von schlechter Metalllegierung. Ende des 2., Anfang des 3. Jahrhunderts kam es in der Münzstätte Rom zu Engpässen in der Kleingeldproduktion, so dass die Versorgung der Grenzgebiete des Römischen Reiches nicht mehr gewährleistet war. Die Geldbenutzer hatten Probleme, die nun hauptsächlich zur Verfügung stehenden hohen Silberwerte aufzulösen, und so entstand ein Markt für eine große Zahl von Kleingeldkopien, die vermutlich von offizieller Seite toleriert wurden. Diese Münzkopien wurden entweder in Tonformen gegossen, wobei diese Stücke gelegentlich noch Gusszapfen aufweisen, oder – um teure Bronze zu sparen – aus einem Eisenkern mit dünnem Buntmetallüberzug zu so genannten Subferraten verprägt.

Aufgrund von Restaurierungsarbeiten an römischen Münzen mit Eisenkern aus Österreich kam die Idee auf, die technische Seite der Subferraten auf experimentellem Wege genauer zu hinterfragen. Zunächst wurden Eisenschrötlinge geschmiedet, wobei ein herkömmliches Propangaslötgerät als Feuerstelle diente. Für das Gelingen dieses Experimentes sind die Entfernung des bei fast allen Arbeitsschritten entstehenden Eisenzunders sowie generell große Sorgfalt und Sauberkeit notwendig. Die sauberen geschmiedeten Schrötlinge wurden mit einer aus Kupferspänen, Wasser und Borax bestehenden Paste überschmolzen.

Nach der Feuerverkupferung der Eisenkerne wurde der Prägestempel in glühendem Zustand mit nur einem Hammerschlag von einer Originalmünze abgeformt und gehärtet. Zum Prägen der Eisenmünzen wurden die glühenden und vom Zunder befreiten Schrötlinge auf einen Amboss gelegt, und das Stempelbild wurde mit nur einem Hammerschlag eingeschlagen. Die Mikroskopaufnahmen veranschaulichen eine schöne, lückenlose Verbindung zwischen der dünnen Kupferhaut und dem Eisenkern. Wie die Endprodukte zeigten, führt dieses Verfahren tatsächlich mit relativ geringem Aufwand zu recht befriedigenden Ergebnissen, zumal wir im Gegensatz zu einem antiken Schmied quasi ohne jegliche Vorkenntnisse und Übung ans Werk gingen.

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