Zur Navigation springen Zum Inhalt springen Zum Kontakt springen Zur Suche springen Zur Suche springen Zum Footer springen

Heilige Familie mit einem Diakon

Auf dem wohl als Andachtsbild konzipierten Täfelchen präsentieren sich, vor einem schwarzen Hintergrund und überfangen von zwei Fruchtfestons, Maria mit dem Kind, der hl. Josef (links) und ein junger Mann (rechts), den sein Gewand, eine Dalmatik, als Diakon ausweist. Der herkulisch-gedrungene Josef und sein jugendliches Gegenüber wirken unmittelbar und animiert, nicht zuletzt durch die etwas verquollenen Köpfe, die wie das fliehende Kinn des Diakons teils groteske Züge offenbaren, und die wie mit Eigenleben erfüllten Haarsträhnen. Ihnen gegenüber erscheint Maria geradezu idealisiert, fällt vor allem der im Kontrapost stehende Jesusknabe durch eine bei Altdorfer selten vorkommende anatomische Korrektheit auf. Für seine Mittelgruppe hat der Künstler sich offenkundig an einem Kupferstich Giovanni da Brescias nach einer Komposition Mantegnas orientiert, auch die Handhaltung Josefs findet sich hier vorgebildet. Nicht zuletzt aber macht sich in der Konzeption des Bildes als kompakte, in Nahsicht gesehene Gruppe von Halbfiguren vor schwarzem Hintergrund und in den Fruchtfestons die Kenntnis von Werken des Mantegna-Kreises bemerkbar. Erstaunlich bleibt indes, wie souverän Altdorfer diese Anregungen in sein eigenes Vokabular zu übersetzen wusste. Der Eindruck des Gemäldes wird so wesentlich bestimmt von den graphisch wirkenden, weißen und dynamischen Linien, die das kleine Bildfeld überziehen und etwa dem Haupt des Josef sprühende Haarsträhnen aufsetzen, vor allem aber als Höhungen die dichten Parallelfalten der Gewänder akzentuieren. Zusammen mit einigen flackrig aufgehellten Gewandflächen entfalten sie zugleich ein Schimmern, das in der phantastischen Krone der Gottesmutter aus Perlen, Steinen und Sternen einen Höhepunkt findet.Wiederholt ist auf die altertümlichen Züge des 1515 datierten Bildes verwiesen worden, besonders auf den ausgeprägten Parallelfaltenstil, der sich schlüssiger mit Arbeiten aus den Jahren vor 1510 verbinden lässt. Erhellende Einsichten brachten jüngere Untersuchungen: Sie deckten eine komplexe Entstehungsgeschichte auf, die sich offenbar über mehrere Jahre erstreckte. So konnte unter der heutigen Datierung eine ältere Jahresangabe nachgewiesen werden, die sich als 1507 lesen lässt. Eine weitere Beobachtung, die für die Identifizierung des Diakons wichtig ist, betrifft dessen linke Hand, die er zunächst in Richtung von Marias Kopf erhoben hielt. Vorschläge, den Diakon mit dem hl. Agapitus oder dem hl. Stephanus zu identifizieren, dürften daher abzulehnen sein: Sie setzen voraus, dass sich in der Schale, die er heute in der Linken am Körper versteckt hält, glühende Kohlen befinden, Attribute beider Heiliger. Die rotfarbenen Kugeln dürften daher eher Früchte darstellen, von denen eine der ursprünglichen Idee nach vom Diakon der Muttergottes dargebracht werden sollte.[Guido Messling, 6.12.2020]

Titel:
Heilige Familie mit einem Diakon

Künstler/in:
Albrecht Altdorfer (um 1480 - 1538 Regensburg)

Zeit:
1515 datiert

Objektbezeichnung:
Gemälde

Kultur:
Deutsch

Künstler/in:
Albrecht Altdorfer (um 1480 - 1538 Regensburg)

Material/Technik:
Lindenholz

Maße:
Bildmaß: 23 × 20,5 × 0,5 cm
Rahmenmaße: 29,6 × 27,3 × 2,7 cm

Signatur:
Bez. rechts oben mit dem Monogramm; Dat. links oben 1515

Bildrecht:
Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie

Inv. Nr.:
Gemäldegalerie, 5687

Provenienz:
Slg. Leopold Wilhelm