Krönung Mariae
Kulmbachs Tafel stellt die Krönung der Muttergottes im Himmel durch die Hl. Dreifaltigkeit dar. Umgeben von verschiedenfarbigen Lichtkränzen, in denen der Nürnberger Maler seine koloristische Begabung unter Beweis stellt, schwebt oben in der Bildmitte die Taube des Hl. Geistes, knapp darunter thronen Gottvater (rechts) und Christus (links), die einander quasi spiegelbildlich entsprechen, auf Wolkenbänken. Assistiert von Engeln, halten beide die Krone über das Haupt der zu ihren Füßen knienden Maria, die demütig niederblickt. Zahlreiche weitere Himmelsboten begleiten das Geschehen und vermitteln zur irdischen Sphäre, wo die maßstäblich stark verkleinerte Stifterfamilie im frommen Gebet dargestellt wird. Von musizierenden Engeln getrennt, kniet links der zum Himmel aufblickende Ehemann, während rechts seine Gattin und eine Tochter erscheinen. Beide Frauen tragen Wulsthauben mit Kinnbändern, die Ehefrau zusätzlich noch eine ausladende Oberhaube, den in Nürnberg gebräuchlichen „Sturz“. Mehr lässt sich über die Dargestellten bislang nicht sagen, da die beigefügten Wappen bzw. Hausmarken (die der Tochter zugeordnete ist wohl die ihres Ehemannes) noch nicht identifiziert werden konnten. Auch die Herkunft und die ursprüngliche Funktion des Bildes bleiben offen. Es wurde als Mitteltafel eines Retabels mit wandelbaren Flügeln angesprochen; wahrscheinlicher aber liegt in dem Werk ein Epitaph vor, also ein Gedächtnismal für Verstorbene. Zahlreiche solcher meist nur mittelgroßer, auf ein Gemälde beschränkter Epitaphien, die in der Sockelzone Stifter samt Wappen zeigen, können noch heute in den Kirchen Nürnbergs bewundert werden; die nötigen Inschriften, welche die Namen der Gedachten nennen, wären etwa auf dem heute verlorenen Rahmen des Bildes vorstellbar. Eindeutiger lassen sich die wichtigsten Quellen von Kulmbachs Bild benennen, die auch hier wieder im Werk seines Nürnberger Kollegen Dürer zu finden sind. So verarbeitete er zwei von dessen wenig älteren Holzschnitten aus der Folge des Marienlebens, und zwar die Hl. Dreifaltigkeit von 1511 und die bereits 1510 geschaffene Marienkrönung. Christus und Gottvater gehen dagegen bis in Einzelheiten auf die entsprechenden Figuren in der Marienkrönung des Heller-Retabels zurück; sie könnten Kulmbach, da dieses Altarwerk bereits 1511 in Frankfurt aufgerichtet worden war, durch Studien der Dürer-Werkstatt bekannt gewesen sein. In der warmtonigen Farbigkeit, der lichteren Anordnung seines Bildpersonals und in den musizierenden Engeln, die an italienische Bildbeispiele erinnern, setzt er dagegen eigene Akzente.Guido Messling [26.6.2017]
Titel:
Krönung Mariae
Künstler/in:
Hans Sueß von Kulmbach (um 1480 Kulmbach - 1522 Nürnberg)
Zeit:
1514 datiert
Objektbezeichnung:
Gemälde
Kultur:
Deutsch
Künstler/in:
Hans Sueß von Kulmbach (um 1480 Kulmbach - 1522 Nürnberg)
Material/Technik:
Tannenholz
Maße:
unten etwas beschnitten: 117 × 79 cm
Rahmenmaße: 132 × 92,7 × 9 cm
Signatur:
Bez. unter Maria: HK (ligiert); rechts darüber eine Jahreszahl (die letzte Ziffer 4); weiter rechts später hinzugefügt: Dürermonogramm und die Jahreszahl 1514
Beschriftung:
Unten: Stifter mit ihren Hausmarken
Bildrecht:
Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie
Inv. Nr.:
Gemäldegalerie, 2656
Provenienz:
Slg. Leopold Wilhelm