Reiterharnisch (Küriss) der Flechtbandgarnitur zum Freiturnier
Geburtstage, Krönungen, Ordensverleihungen oder Hochzeiten boten einem Herrscherhaus schon immer Gelegenheit, sich selbst darstellen und verherrlichen zu lassen. Im Rahmen des Festes sollten den Gästen die Macht, der Reichtum und der Glanz des Fürstenhauses vorgeführt werden. Das Fest war nicht ein reiner Zeitvertreib, es hatte vielmehr eine die Herrschaft legitimierende und staatstragende Funktion. Wie Castiglione in seinem Cortegiano (1528) schreibt, ist der ideale Hofmann vor allem auch Kriegsmann. Daher gehört das Turnier auch noch im 16. Jahrhundert zum unverzichtbaren Bestandteil jedes Festes.Diese Große Reihengarnitur wurde wohl für die beiden älteren Söhne Kaiser Maximilians II., die Erzherzöge Rudolf und Ernst, geschaffen. Den Anlass bildete die Hochzeitsfeierlichkeit ihres Onkels Karl von der Steiermark mit Maria von Bayern 1571. Ganz im Sinne der Gegenreformation wurde dieses Bündnis der beiden katholischen Länder mit großem Pomp gefeiert. Für Kaiser Maximilian II. ist für diesen Anlass die Bestellung der berühmten Rosenblatt-Garnitur belegt; bei den Trägern der Flechtband-Garnitur handelt es sich wohl um die beiden zu diesem Fest eigens aus Spanien angereisten jugendlichen Erzherzöge Rudolf und Ernst. Die des Ätzmusters wegen als Flechtband-Garnitur bezeichnete Harnischserie besteht aus je drei in Dekor und Größe leicht unterschiedlichen, aber offensichtlich zusammengehörigen Harnischen zum Plankengestech, zum Fußturnier und zum Freiturnier. Der eine Halbharnisch der Brüder ist nach italienischem Typus asymmetrisch gebaut, der andere nach deutschem Muster symmetrisch. Die Harnische sind mit einem komplizierten, sich über die blanke Fläche ausbreitenden Muster aus verschlungenen Bändern und Hopfenblättern geschmückt. Das in Gold- und Schwarzätzung ausgeführte Flechtbandmuster kündigt in seinen sich regelmäßig wiederholenden Motiven das Textilien- oder Tapetenmustern vergleichbare Dekorationsschema des frühbarocken Prunkharnisches an.
Titel:
Reiterharnisch (Küriss) der Flechtbandgarnitur zum Freiturnier
Besitzer/in:
entweder Kaiser Rudolf II., Sohn Kaiser Maximilians II. von Habsburg (1552 - 1612)
Zeit:
1571 (?)
Objektbezeichnung:
Harnisch
Kultur:
Augsburg
Besitzer/in:
entweder Kaiser Rudolf II., Sohn Kaiser Maximilians II. von Habsburg (1552 - 1612) oder Erzherzog Ernst, Sohn des Maximilian II. von Habsburg Österreich (1553 - 1595)
Künstler/in:
Anton Peffenhauser zugeschrieben (um 1525 - 1603, tätig in Augsburg)
Material/Technik:
Eisen, geschmiedet, teils geätzt. Ätzdekor: teils feuervergoldet, teils geschwärzt (schwarzgeätzt), teils mit schwarzer Farbe gefüllt (modern). Schulterspangen, Rüsthaken: Eisen, geschmiedet, geätzt, feuervergoldet. Schrauben: Eisen, feuervergoldet. Nietkappen, Schnallen, Haken, Rosetten, Riemenzungen: Messing, teils feuervergoldet. Federhülse: Messing, teils geätzt, feuervergoldet. Textil: Seidensamt, Baumwolle (modern). Futter: Samt. Leder (teils modern). Sporen: Eisen, geschmiedet, feuervergoldet.
Maße:
H (inkl. Sockel) 196,5 cm x B 76 cm x T 71,5 cm Höhe Sockel: 32,5 cm Gesamtgewicht exkl. Figurine, exkl. Sockel: 23,15 kg
Signatur:
keine
Beschriftung:
keine
Stempel / Zeichen:
keine
Bildrecht:
Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer
Inv. Nr.:
Hofjagd- und Rüstkammer, A 886b

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