OTHMAR ZECHYR
Zeichnungen 1966-1996
"Eine Stille darstellen, die ärger ist als eine Explosion"
Dem 1938 in Linz geborenen Othmar Zechyr ist ab 15. Jänner eine umfassende Ausstellung im Palais Harrach gewidmet. Gezeigt wird mit rund 180 Exponaten eine repräsentative Auswahl aus den drei Jahrzehnten seines eindrucksvollen zeichnerischen Schaffens vor allem mit Feder und Tusche auf Papier, empfindsame Notationen seiner Wahrnehmung von Einsamkeit, Angst und Ekstase, von Harmonie, Katastrophe und Zerstörung.
Mit dieser Retrospektive schließt das Kunsthistorische Museum an die im Jahre 1988 in der oberösterreichischen Landesgalerie in Linz gezeigte große Ausstellung des zeichnerischen Werkes von Othmar Zechyr an. Othmar Zechyr starb am 13. September 1996. Die Ausstellung vermittelt einen repräsentativen Querschnitt durch das beeindruckende, drei Jahrzehnte währende zeichnerische Schaffen von Ohtmar Zechyr (1938 1996). Das facetten- und umfangreiche Werk bezieht seine starke Intensität, Dynamik und Kraft aus der existenziellen Auseinandersetzung einer anarchischen, konsequenten exzessiven Persönlichkeit mit "der Welt" aus seinen empfindsamen Notationen der Wahrnehmung von Einsamkeit, Angst und Ekstase, von Harmonie, Katastrophe und Zerstörung.
Der außergewöhnliche Künstler, der auch noch schwer krank in seinen letzten Lebensjahren gleichsam besessen und mit erstaunlich ungebrochener Kraft gezeichnet hat, rechtfertigt und verlangt der ersten umfassenden Präsentation seines Oeuvres nach seinem Tod einen breiten Rahmen zu geben.Vorwort zum KatalogbuchAls im Jahre 1988 in der oberösterreichischen Landesgalerie in Linz, für die ich damals verantwortlich zeichnete, eine umfangreiche, und wie sich herausstellen sollte, letzte Gesamtdarstellung des zeichnerischen Werkes von Othmar Zechyr unter dem vielsagenden Titel "Ekstatische Bauten" gezeigt wurde, sollte diese Ausstellung auch Anlaß sein, die von Othmar Zechyr seit Jahren vorbereitete und mit wachsender Begeisterung, aber auch Ungeduld angestrebte, große Publikation seiner Werke zu veröffentlichen.
Wir wissen alle, daß es dazu nicht mehr gekommen ist und die zahlreichen Vorarbeiten, Vorbereitungen und Fotovorlagen viele Jahre unbearbeitet liegen blieben, wenn Othmar Zechyr auch diesen großen und letzten Wunsch nie aus den Augen verlor. Auch diesmal ist wieder eine Ausstellung Anlaß gewesen, in einer Publikation das zeichnerische Werk der letzten drei Jahrzehnte seiner künstlerischen Arbeit zusammenzufassen und erstmals in diesem Umfang Othmar Zechyr auch als Mensch, Künstler, Denker und Persönlichkeit, vor allem aber als Zeichner in umfassender Weise und unterstützt von essentiellen Essays und Interpretationen aus der Feder von besonders engen Freunden und Weggefährten darzustellen.
Es kann wohl davon ausgegangen werden, daß diese Publikation für lange Jahre das Standardwerk über Othmar Zechyr sein wird, das neben den zahlreichen, aber letztlich zu wenigen Ausstellungskatalogen in dem immer schneller wandelnden kunstgeschichtlichen Ablauf von Wertschätzung und Vergessen Othmar Zechyr ein bleibendes Denkmal setzen wird. Wer ihn gekannt hat, wird verstehen, welche Trauer man empfindet, daß der Künstler diese Publikation nicht mehr erleben durfte. Trotz aller Anstrengungen und Bemühungen seiner Freunde ging die Umsetzung dieses Wunsches auch nach dem Tode Othmar Zechyrs nur langsam und von Rückschlägen begleitet vor sich.Es ist dem besonderen Engagement und vor allem auch der Beharrlichkeit von Gernot Heiss zu verdanken, der im gemeinsamen Bemühen vor allem auch mit Jutta Skokan nicht nur das Ausstellungsvorhaben im Palais Harrach auf den Weg gebracht hat, sondern unterstützt von Michael Spitzbart für die Konzeption, Gestaltung und Veröffentlichung des vorliegenden Katalogbuches verantwortlich zeichnet. Ihm und allen hier aufgeführten Autoren sei an dieser Stelle ganz besonders für ihre feinfühligen, aus einem tiefen Freundschaftsempfinden, aber auch mit kritischem Blick verfaßten Essays und Interpretationen gedankt.
Es ist über zwölf Jahre her, daß ich mit Othmar Zechyr die große Ausstellung in der oberösterreichischen Landesgalerie durchführen konnte. So bleiben mir seine täglichen oder fast täglichen Bemühungen in besonderer Erinnerung, seine Arbeit an der "Großen Stille" weiterzuführen ein unvollendetes Werk, das er während der Ausstellung zu Ende zu führen gedachte, das aber, wie so vieles, letztlich unvollendet blieb (und leider nicht erhalten ist).
Wer je eine Ausstellung mit Othmar Zechyr gemacht hat, weiß, daß dies kein einfaches Unterfangen war, und die Gespräche über Auswahl, Hängekonzeption, Beleuchtung und Gesamteindruck waren sowohl von Leidenschaftlichkeit und Ungeduld, aber vor allem auch von Begeisterung und Freude über das Geschaffene gekennzeichnet. Die Gespräche und Diskussionen mit Othmar Zechyr waren stets Katalysatoren für eine neue Sicht der Wirklichkeiten eine Wirklichkeit, die Othmar Zechyr aus einem ganz anderen Vorverständnis heraus zu deuten versuchte eine Deutung, an der er uns in seinen Zeichnungen teilhaben ließ, ohne daß es freilich möglich wäre, diese Chiffren seiner Seele zu entziffern.
Dr. Wilfried Seipel
Information
15. Januar 2001
bis 11. März 2001