Seltene und exotische Materialien in der Rüstkammer
Zur Verzierung von Prunkwaffen wurden oft kostbare Materialien wie Elfenbein, Bergkristall oder Koralle verwendet. Die Stücke dienten weniger der praktischen Verwendung, sondern der Betrachtung.

Dolch: Dolch samt Scheide und kleinem Messer um 1500 (Scheide: um 1540/60)

Titel:
Dolch samt Scheide und kleinem Messer
Zeit:
um 1500 (Scheide: um 1540/60)

Säbel: Korallensäbel, Kordelatsch, Coltelaggio, Malchus, Malchus (mit Scheide) um 1560

Unter den wenigen noch existierenden Korallensäbeln der Renaissance kann
dieser ohne Zweifel als der prachtvollste angesehen werden. Er ist mit einem
massiven Stück roter Koralle als Griff und Parierstange ausgestattet. Säbel
dieser Art dienten nie einer praktischen Verwendung im Kampf. Sie waren
Kunstkammerstücke, kostbare, seltene und fragile Objekte, die Bewunderung
und Erstaunen hervorrufen sollten.Den Metamorphosen (4, 740–752) von Ovid (43 v. Chr.–17 n. Chr.) zufolge
entstand die Koralle, als Perseus den Kopf der besiegten Medusa auf Laub
und Meerespflanzen ablegte und diese das Blut des Ungeheuers aufsaugten
und so auch dessen mythische Kräfte annahmen. »Eben diese Eigenschaft«,
meint Ovid, »haben noch heute die Korallen, dass sie bei der Berührung mit
Luft hart werden, so dass, was unter dem Wasserspiegel Pflanze ist, oberhalb
zu Stein wird.«Die Klassifizierung der Koralle als Pflanze oder Stein (griech. Lithodendron,
Steinbaum) war bereits im 16. Jahrhundert widerlegt. Doch der Glaube an die
ihr zugeschriebenen apotropäischen Kräfte hielt sich hartnäckig. Vor allem
die rote Koralle sollte vor Hagel und Unwetter schützen. Sie soll auch böse
Geister und Gespenster abgehalten haben und sogar gegen den sogenannten
Bösen Blick geholfen haben, den Unheil oder sogar Tod bringenden Blick
eines mit magischen Kräften ausgestatteten Menschen.Auch die leicht gebogene Klinge des vorliegenden Korallensäbels ist in Bezug
auf die antike Tradition zu verstehen. Perseus’ Schwert hatte eine »gebogene
Klinge (»Sichelschwert«; Metamorphosen 4, 727). Schwerter dieser Art – der
sogenannte Coltelaggio (ital.: »langes Messer«), eine Schwertform der Frührenaissance – galten aus diesem Grund im 16. Jahrhundert fälschlicherweise
als antik und wurden bei festlichen Umzügen als Teil antikisierender Verkleidungen getragen.
Titel:
Korallensäbel, Kordelatsch, Coltelaggio, Malchus, Malchus (mit Scheide)
Zeit:
um 1560

Schild: Flügeltartsche mit dem Bild der "Constantia" 1582

angefertigt für die Hochzeit Erzherzog Ferdinands II. mit Anna Caterina Gonzaga 1582
Titel:
Flügeltartsche mit dem Bild der "Constantia"
Zeit:
1582

Gewehr: Radschlossbüchse mit Elfenbeinschaft um 1665

Titel:
Radschlossbüchse mit Elfenbeinschaft
Zeit:
um 1665

Gewehr: Radschlossbüchse um 1602-1610

Dieses außergewöhnliche Radschlossgewehr lässt sich dem in München und
Prag tätigen Eisenschneider Daniel Sadeler und dem in Augsburg arbeitenden
Goldschmied David Altenstetter zuschreiben. Der gezogene Lauf und das
Schloss sind mit in Eisen geschnittenen Arabesken und figuralen Darstellungen (Tritonen) verziert. Der Hahn des Radschlosses stellt ein drachenartiges
Wesen dar (vgl. Inv.-Nr. D 86).Der Schaft des Gewehrs ist mit Silberplatten belegt, die von Spangen aus
vergoldetem und graviertem Silber eingefasst werden. Der Goldschmied
David Altenstetter hat diese Silberplatten mit farbigem, durchsichtigem Tiefschnittemail geschmückt. An der äußeren Seite des Vorderschaftes findet sich
das Monogramm des Künstlers: »D. A. F.« (»David Altenstetter fecit«; »David
Altenstetter hat es gemacht«).Der Emaildekor des Radschlossgewehrs zeigt Trophäen, Blatt- und Blütenranken, Fruchtkörbe, springende Hirsche usw. Am Kolben ist auf der Anschlagseite die Siegesgöttin Victoria zu sehen. Sie ist von türkischen Kriegstrophäen
umgeben, links und rechts von ihr reiten ungarisch gekleidete Krieger.Das Gewehr ist zwar voll funktionstüchtig, doch war es aufgrund des überaus
fragilen emaillierten Dekors für einen praktischen Gebrauch ungeeignet. Die
Entstehungszeit dieses Kunstkammerstückes lässt sich durch die Aufenthaltsdauer Daniel Sadelers am Prager Hof wohl auf 1602 bis 1610 einschränken.
Womöglich verweist die Siegesgöttin Victoria auf den Frieden von Zsitvatorok, den das habsburgische und das osmanische Reich im November 1606
schlossen und der den seit 1591 andauernden sogenannten Langen Türkenkrieg beendete.Zu diesem Gewehr gehört eine im selben Stil verzierte Pulverflasche (Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer, Inv.-Nr. A 209 a). Sie
zeigt auf den emaillierten Silberplatten auf der einen Seite Diana, auf der
anderen Aktäon.
Titel:
Radschlossbüchse
Zeit:
um 1602-1610

Bemalter Schildkrötenpanzer: Bemalter Schildkrötenpanzer um 1510

Titel:
Bemalter Schildkrötenpanzer
Zeit:
um 1510
Weitere Alben entdecken
Kuratierte Objektgruppen zu faszinierenden Themen entdecken