Frühes High Tech: Feuerwaffen
Die Hofjagd- und Rüstkammer besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen von Feuerwaffen. Neben der hohen Qualität der künstlerischen Fertigung machten die komplexen Zündmechanismen die Feuerwaffen zu wahren High Tech-Objekten der Frühen Neuzeit.

Pistole: Steinschlosspistole Spätes 17. Jahrhundert

bildet mit A 1473 ein Paar
Titel:
Steinschlosspistole
Zeit:
Spätes 17. Jahrhundert

Gewehr: Scheibenbüchse mit Steinschloss und Monokel 1731

Johann Georg Keiser ist einer der bedeutendsten Wiener Büchsenmacher des
Barock. Er stammte aus Eger (Cheb) im äußersten Westen von Böhmen. 1671
wurde er in Wien als Lehrling eingeschrieben, 1673 war er Geselle und 1674
Büchsenmachermeister.Wien war aufgrund der großen Jagdpassion nahezu aller habsburgischen Herrscher ein Zentrum der Büchsenmacherkunst. 1661 hatten die Wiener Büchsenmacher eine Zunft begründet. Eine strenge Zunftordnung sollte die Qualität ihrer Produktion gewährleisten.Keiser war bis ins hohe Alter in seinem Handwerk tätig. Als er die vorliegende
Waffe schuf, war er 84 Jahre alt; am Lauf vermerkte er: »Georg Keiser Alt 84
Jahr.1731«. Andere Werke, die in seiner Werkstatt entstanden, signierte Keiser auch noch im Alter von 91 Jahren, also 64 Jahre nachdem er seine Meisterprüfung abgelegt hatte. Zwei Steinschlosspistolen für Kaiser Karl VI. von
1738 (Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer, Inv.-Nr.
G 291) sind die spätesten seiner Werke und tragen die Signatur: »Georg Keiser in Wienn Alt 91 Jahr«.Der Lauf der Büchse ist gebläut und zeigt goldtauschiertes Bandwerk mit
einem Hirsch und zwei Jagdhunden. Das Schloss ist mit graviertem Bandwerk
geschmückt, der Kolben mit silbernen, durchbrochenen Beschlägen mit Jagdszenen. Die Daumenplatte zeigt das Wappen Karls VI. mit dem kaiserlichen
Doppeladler.Eine Besonderheit der vorliegenden Büchse ist das am Kolben montierte
Monokel, das dem stark kurzsichtigen Kaiser als Sehhilfe dienen sollte; das
Monokel hat die Stärke von -7,5 Dioptrien. Ein Jahr nach der Entstehung der
vorliegenden Waffe ereignete sich bei einer Hirschjagd im böhmischen Brandeis nordöstlich von Prag ein tragischer Jagdunfall. Karl VI. traf bei dieser Jagd
versehentlich seinen Oberststallmeister Adam Franz Fürst zu Schwarzenberg,
der am folgenden Tag seinen Verletzungen erlag.
Titel:
Scheibenbüchse mit Steinschloss und Monokel
Zeit:
1731

Gewehr: Handbüchse um 1500

Bei dieser überschweren langen Handbüchse handelt es sich um eines der frühesten Gewehre, bei dem der Rückstoß über die Schulter oder den Arm weitergeleitet wurde. Daher ist der Schaft im hinteren Teil in Art einer Krücke geformt, welche der Schütze unter den Arm klemmte. Zum Schießen musste man diese überlange Handbüchse vorne auf eine Gabel stützen.
Titel:
Handbüchse
Zeit:
um 1500

Gewehr: Türkisches Gewehr 18. Jahrhundert

Titel:
Türkisches Gewehr
Zeit:
18. Jahrhundert

Gewehr: Radschlossbüchse datiert 1733

Kaiser Karl VI. erhielt diese Radschlossbüchse 1733 als Geschenk seiner Ehefrau Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel. Geschaffen hatte sie
Johann Sebastian Hauschka, der Hofbüchsenmacher von Elisabeth Christines
Vater, Herzog Ludwig Rudolf von Braunschweig-Wolfenbüttel. Signatur und
Datierung des Meisters finden sich auf dem Pfannendeckel: »S Hauschka
1733«.Lauf und Schloss der Büchse sind reich in Eisenschnitt sowie in Gold- und
Silbertauschierung verziert. Auf dem Lauf ist die antike Jagdgöttin Diana mit
Hunden dargestellt, auf der Schlossplatte eine zeitgenössische Hirschjagd mit
Hunden.Der französisch geformte Schaft des Radschlossgewehrs besteht aus Nussbaumholz und ist mit reliefierter Schnitzarbeit, zumeist Rankendekor, verziert.
Auf der Schlossseite des Kolbens ist die im Wagen fahrende Diana zu sehen.
Die Wangenseite des Kolbens ziert ein in Perlmutt eingelegter kaiserlicher
Doppeladler. Der Adler trägt auf der Brust das Wappen Karls VI., bestehend
aus Österreich und Kastilien; letzteres als Bezug auf die von Karl nie offiziell
aufgegebenen Ansprüche auf das spanische Erbe. Die Beschläge aus vergoldetem Messing zeigen weitere Jagdszenen, insbesondere an der Wangenseite, wo
eine meisterhaft gearbeitete Wildschweinhatz dargestellt ist.Die kartuschenförmige Daumenplatte zeigt die ineinander verwobenen Buchstaben »CE« (Carl und Elisabeth), darüber die Kaiserkrone, darunter das Goldene Vlies. Der Mittelteil dieser Daumenplatte lässt sich mittels Knopfdruck
öffnen, darunter verbirgt sich ein Miniaturporträt von Elisabeth Christine,
gemalt in Tempera auf Papier (auf der Rückseite eines Teils einer Spielkarte).
Geschützt wird das Bildchen von einer Platte aus Glimmer.Im Inventar der Hofgewehrkammer (ab 1868) war diese Feuerwaffe unter der
Nummer 64 inventarisiert: »Ein Kugelstutzen mit deutschem Schloße /: von
Hauscka ac 1733 :/ mit einem verborgenen Portrait unter dem mit E.C.
bezeichneten Schilde […] Das Ganze eine herliche Arbeit aus der 1t. Hälfte
des 18t. Jahrhunderts«.
Titel:
Radschlossbüchse
Zeit:
datiert 1733

Gewehr: Radschlossgewehr um 1600

Titel:
Radschlossgewehr
Zeit:
um 1600

Gewehr: Radschlossbüchse 1628

Diese reich mit Jagdszenen in Silbereinlage verzierte Radschlossbüchse entstammt dem Besitz Erzherzog Leopolds V. von Tirol. Auf der Anschlagseite
des Gewehrs finden sich die Wappen des Erzherzogs, die Inschrift: »LEOPOLDVS. DEO. GR. ARCHI. AVS. DV. BVR. COMES. TIROLIS« (Leopold von Gottes Gnaden Erzherzog von Österreich, Herzog von Burgund, Graf von Tirol)
sowie die Datierung »MDC.XXV.III« (1628).Erzherzog Leopold hatte 1626 den in Ferlach in Kärnten tätigen Büchsenmacher Hans Schmidt mit der Anfertigung zweier Gewehre zum Scheibenschießen und zweier Pulverflaschen beauftragt. Erst Ende 1628, nach mehrfachem Nachfragen, lieferte Schmidt die vorliegende Radschlossbüchse und
eine der Pulverflaschen (Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer, Inv.-Nr. D 93 a). Schmidt entschuldigte die verspätete Lieferung mit
einer schweren Krankheit, die ihn in der Zwischenzeit ereilt habe, und hoffte,
Erzherzog Leopold »werde khein ungnad auf mih werfen«. Er hätte die Arbeit
niemals angenommen, meinte Schmidt, hätte er gewusst, wie mühsam sie sein
werde. Die beiden anderen Stücke legte er unvollendet vor, ob er sie fertiggestellt hat, ist nicht überliefert.Die zu dieser Radschlossbüchse gehörende Pulverflasche ist mit Szenen aus
Psalm 144 und der Parabel des Guten Hirten geschmückt. In der Mitte der
Pulverflasche finden sich das Wappen und ein Porträt des Besitzers.Büchse und Pulverflasche befanden sich Ende des 18. Jahrhunderts in der
kaiserlichen Schatzkammer in Wien. Die Büchse wird hier im Jahr 1770 als
»ungemein künstlich mit jagden und figuren von silber eingelegt« beschrieben. Beide Stücke gelangten später in die Hofgewehrkammer, wo sie in dem
ab 1868 geführten Inventar beschrieben sind: »Nr. 437. Ein Kugelrohr und
Pulverflasche des Erzherzoges Leopold v. Tyrol […] in Silber reich verziert
[…]. Die Verzierungen am Kugelrohr stellen verschiedene Jagden sehr lebendig graviert dar«.
Titel:
Radschlossbüchse
Zeit:
1628
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